Brigitte Thevessen und Carina Draken vom Verein „Haus der Igel“ live zugeschaltet.

Ein leises Rascheln im Laub, eine kleine, schnüffelnde Nase und ein Panzer aus Stacheln – Igel gehören zu den sympathischsten und scheinbar wehrhaftesten Bewohnern unserer Gärten. Doch der Schein trügt. Die kleinen Wildtiere sind zunehmend in Not, ihre Lebensräume schwinden und die Gefahren durch den Menschen nehmen zu. Wie dramatisch die Lage wirklich ist und wie viel Herzblut nötig ist, um den stacheligen Patienten zu helfen, davon berichteten Brigitte und Carina vom Verein Igelhilfe Krefeld e.V. im Gespräch mit Redaktionsleiter Geoeg Mahn. Im TV-Studio, von ”Trude Kuh” entfalteten die beiden Tierschützerinnen ein Bild, das ebenso erschütternd wie inspirierend ist und zeigt, wie wichtig ehrenamtliches Engagement für die Schwächsten ist.

Vom Tierschutzverein zum Igel-Krankenhaus: Ein wachsender Notstand

Die Geschichte der Igelhilfe Krefeld e.V. begann im Februar 2021 aus einer dringenden Notwendigkeit heraus, wie die erste Vorsitzende Brigitte erzählte. Ursprünglich im Tierschutzverein Krefeld aktiv, bemerkte sie, dass der Bedarf an Hilfe für Igel förmlich explodierte. „Ich habe gesagt, okay, im Vorstand musst du jetzt nicht weitermachen. Macht mal eine Igelstation auf, das ist deutlich wichtiger für die Tiere, weil das in Zukunft explodieren wird“, erinnerte sie sich. Gesagt, getan. Was als kleine Initiative begann, ist heute eine hochprofessionelle Anlaufstelle, die man treffender als „Igel-Krankenhaus“ bezeichnen könnte. Mit 80 zugelassenen Plätzen versorgt der Verein jährlich rund 1200 Tiere. Dabei handelt es sich nicht um fitte Igel, die nur etwas aufgepäppelt werden müssen, sondern ausschließlich um schwerverletzte Intensivpatienten, darunter Tiere mit Schnittverletzungen, definitive verhungerte Igel und solche mit mehreren schweren Verletzungen. Ein engagiertes Team aus fünf medizinischen Behandlern, rund 35 ehrenamtlichen Helfern für Futter und Sauberkeit sowie über 70 Pflegestellen, die die Tiere nach der Erstversorgung aufnehmen, stemmt diese gewaltige Aufgabe. Die über 70 Pflegestellen nehmen die Tiere auf, sobald sie stabil genug sind, um weiter aufgepäppelt zu werden und Gewicht zuzulegen, damit die Intensivplätze für neue Notfälle frei werden.

Zwischen Inkubator und OP-Tisch: Der Alltag in der Igel-Intensivstation

Während des Interviews gab die zweite Vorsitzende Carina den Zuschauern einen exklusiven Einblick in die Räumlichkeiten. In einer Live-Schalte, direkt aus dem Behandlungsraum der Station, wurde das Ausmaß der Arbeit sichtbar. Hier stehen Inkubatoren für unterkühlte Tiere neben dem Behandlungstisch, auf dem täglich um das Leben der kleinen Patienten gekämpft wird. Die Verletzungen, mit denen die Igel eingeliefert werden, sind oft gravierend. Gezeigte Bilder sprachen eine deutliche Sprache: tiefe Schnittwunden durch Rasentrimmer und Mähroboter, riesige Abszesse und offene Wunden, die von Fliegenmaden befallen sind und die Tiere bei lebendigem Leibe auffressen, wie eine fehlende Nase bei einem Igelbaby aufgrund einer typischen Schnittverletzung. „Das meiste, was wir eigentlich ganzjährig haben, sobald es mit den Gartenarbeiten losgeht, sind die Schnittverletzungen“, erklärte Brigitte. Die Kombination aus Dehydrierung, Unterernährung und schweren Verletzungen macht die Versorgung extrem schwierig, da die Tiere Energie zum Heilen benötigen und oft sogar gefüttert werden müssen, weil sie selbst keine Kraft mehr haben zu fressen. Eine große Stütze ist dabei eine pensionierte Tierärztin, die den Verein ehrenamtlich unterstützt, denn die Kosten für ständige Tierarztbesuche wären für den spendenfinanzierten Verein nicht zu stemmen. Wer diese wichtige Arbeit unterstützen möchte, findet auf der Webseite des Vereins alle nötigen Informationen. Das Team benötigt dringend finanzielle Unterstützung, um diese hervorragende Arbeit leisten zu können, und die Sendung betonte die Bedeutung von Spenden für solche gemeinnützigen Initiativen, die auch durch die „Trude Kuh“ Vereinsförderung unterstützt werden.

Igel in Not: Was jeder Einzelne tun kann (und was man unbedingt lassen sollte)

Doch wann braucht ein Igel überhaupt Hilfe? Die wichtigste Regel: Igel sind nachtaktiv. Ein Igel, der tagsüber unsicher umherläuft, apathisch in der Sonne liegt oder von Fliegen umschwärmt wird, ist fast immer ein Notfall. Hier gilt es, das Tier vorsichtig mit Handschuhen oder einem Handtuch aufzunehmen und eine Igelstation zu kontaktieren. Beim Aufnehmen ist Vorsicht geboten, da Igel beißen können und Krankheiten auf den Menschen übertragen können. Eine Ausnahme sind Igelweibchen, die im Sommer auch tagsüber auf Futtersuche für ihre Jungen sind. Hier ist genaues Beobachten gefragt, da das Entfernen der Muttertiere dazu führen kann, dass 5 bis 6 Junge im Nest alleine zurückbleiben. Wer den Tieren im eigenen Garten Gutes tun will, sollte eine Schale mit frischem Wasser aufstellen. Natürliche Wasserquellen werden immer seltener. Absolut tabu ist hingegen Milch! „Igel sind laktoseintolerant, die bekommen dann sofort Durchfall“, warnten die Expertinnen. Eine sinnvolle Zufütterung ist hochwertiges Katzentrockenfutter mit einem Fleischanteil von über 60 Prozent oder getrocknete Mehlwürmer, die man im Wildvogelbedarf findet. Die Igelhilfe Krefeld e.V. arbeitet eng mit anderen Igelstationen zusammen, da die Nachfrage nach Hilfe sehr groß ist und die Kapazitäten oft erschöpft sind. Es gibt deutlich zu wenige Igelstationen, sodass Finder von Igeln teilweise bis zu zwei Stunden telefonieren müssen, um einen Platz für ein Tier zu finden. Das Interview im TV-Studio von „Trude Kuh“ machte deutlich, dass mit etwas Wissen und Achtsamkeit jeder einen Beitrag zum Igelschutz leisten kann. Andere Vereine, die ihre wichtige Arbeit ebenfalls einer breiten Öffentlichkeit vorstellen möchten, können jetzt einen Interview-Termin für eine Vereinsvorstellung anfragen und so für ihre Sache werben.