Ein grauer Morgen, nasses Fell, müde Augen – und dann dieser Moment, in dem ein Tier spürt, dass es angekommen ist. Der Lebenshof Anna ist so ein Ort: ein sicherer Hafen für Hunde, Katzen, Schweine, Kaninchen, Chinchillas, Meerschweinchen und Weidetiere, die anderswo längst aufgegeben wurden. Aus einem Gnadenhof wurde ein Lebenshof – aus dem letzten Stopp ein neuer Anfang. Genau darüber sprechen die erste Vorsitzende Lena Stamm und die Kassenwirtin Magdalena Hoffmann: über Wandel mit Haltung, Fürsorge mit System und Hoffnung mit Handfestigkeit. Das Gespräch wurde live mit den zugeschalteten Gästen Lena Stamm und Magdalena Hoffmann von Redaktionsleiter Georg Mahn in den TV-Studios von „Trude Kuh“ geführt.
Vom Gnadenhof zum Lebenshof: Warum Worte Wirklichkeit verändern
2008 in Rheinbach bei Neunkirchen gegründet von Heike Schneider, hat sich der Verein Schritt für Schritt neu erfunden. Aus Gnade wurde Leben – eine bewusste Entscheidung, erzählen Lena Stamm und Magdalena Hoffmann. Denn längst geht es nicht mehr nur um alte und kranke Tiere. Seit 2021, als die Flut viele Menschen und auch den Gründungshof traf, kamen zahlreiche junge Tiere hinzu. Mit der Veränderung wachsen Strukturen: neuer Vorstand, verteilte Standorte, klare Spezialisierungen. Der Name Lebenshof Anna ist Ausdruck dessen, was vor Ort gelebt wird: ein bedürfnisorientiertes Zuhause für Haustiere, Weidetiere und Straßenkatzen, in dem Nähe, Wärme, Sicherheit und respektvolle Fürsorge den Alltag prägen.
Wer zu Lebenshof Anna kommt – und warum
Die Geschichten hinter den Tieren sind so individuell wie berührend. Manche Tiere werden nach einem Sterbefall abgegeben, andere, weil sich Lebensumstände ändern, Allergien entstehen oder eine Beschlagnahmung erfolgt. 2021 brachte die Flut eine Zäsur: Der Verein half Menschen in Not, nahm viele Tiere auf – und war selbst betroffen, weil der Gründungshof überflutet wurde. Beispiel Paul und Bärbel, zwei Hausschweine-Minipigs, die nach der Auflösung eines anderen Hofes übernommen wurden. Unterschätzt, wie groß Minipigs wirklich werden? Paul wiegt rund 100 Kilo – und bekommt wie alle anderen vor allem eines: ein Zuhause, das mitwächst.
Vermittlung mit Verantwortung: Schritt für Schritt ins neue Zuhause
Vermittlung ist seit Februar in der Satzung verankert – und sie folgt einem sorgfältigen Prozess. Zunächst werden Tiere über Social Media vorgestellt. Interessierte melden sich, geben eine Selbstauskunft ab und lernen das Tier mehrfach kennen. Danach besucht das Team das neue Zuhause. Ziel ist ein liebevoll passender Platz, nicht die schnelle Lösung. Der Verein profitiert von einem starken Netzwerk aus Mitgliedern, Pflegestellen und Unterstützern, die Vermittlung als gemeinsame Aufgabe verstehen.
Palliativstation am Gründungshof: Schweres möglich machen
Eine Besonderheit ist die Palliativstation am Gründungshof unter Leitung von Heike Schneider. Hier werden vor allem Hunde und Katzen begleitet, die intensive Pflege brauchen – von Dauermedikation über Spezialfutter bis zu orthopädischen Betten. Das Team hat die professionelle Ruhe und das Herz, die es dafür braucht. Es ist Care-Arbeit im besten Sinn: den letzten Weg erleichtern, Schmerzen nehmen, mit Liebe begleiten. Das verlangt viel – und gibt Sinn. „Wir begleiten bis zum letzten Moment“, sagt Lena Stamm, „und das ist ein Privileg.“
Dezentral stark: Spezialisierte Pflegestellen und Aufklärungsarbeit
Lebenshof Anna arbeitet dezentral: Für Heimtiere wie Chinchillas, Kaninchen und Meerschweinchen gibt es spezialisierte Pflegestellen. Für Hunde mit schwieriger Vorgeschichte stehen erfahrene Menschen bereit, die Training und Management sicher beherrschen. Der Hauptstandort in Bonn bündelt die Aufklärungsarbeit – ein erklärtes Kernziel des Vereins. Dort gibt es außerdem eine Katzenstation sowie Bereiche für Weidetiere wie Puten und Netrutern. Mit Schulen, Kindergärten, Jugendhilfe und künftig auch Altenheimen will der Verein Empathie fördern, Tierkompetenz vermitteln und so verhindern, dass Tiere in Not geraten. „Wir hoffen auf den Dominoeffekt: Begegnung schafft Verständnis“, sagt Stamm.
Die Rechnung hinter der Rettung: Warum Spenden Leben retten
Ehrenamt prägt den Verein – doch Tierarztkosten, Medikamente, Spezialfutter und Checks entstehen jeden Tag. „In der Regel findet kein gesundes Tier den Weg zu uns“, betont Kassenwirtin Magdalena Hoffmann. Monatlich liegen allein die medizinischen Ausgaben zwischen 5.000 und 10.000 Euro. Jede Neuaufnahme wird komplett untersucht, eingestellt und oft dauerhaft medikamentös versorgt. Spenden sind deshalb keine Kür, sondern Grundlage. Gleichzeitig spürt das Team gesellschaftliche Spannungen: Manche Menschen rechnen zu sehr mit der Existenz solcher Höfe und geben Verantwortung leichter ab. Umso wichtiger bleibt die Aufklärung – und der Appell, Verantwortung nicht zu delegieren.
Mutmacher-Momente: Wenn Bilder heilen
Wer die Bilder aus dem Alltag des Lebenshof Anna sieht – entspannte Schweine im Stroh, sicher schlafende Hunde, selbstbewusste Katzen – erkennt, wie sehr diese Arbeit Wunden heilt. Für die Tiere, aber auch für die Menschen im Verein. Jedes Tier hinterlässt eine Lücke, keine Frage. Aber es hinterlässt auch eine Spur: eine Erinnerung daran, wie viel möglich ist, wenn jemand hinsieht, handelt und bleibt. „Wir können nicht alle retten“, sagt Stamm, „aber gemeinsam können wir viel bewirken.“ Ein Ort der Hoffnung – so nennt sie den Hof. Und genau so fühlt es sich an.
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