Zwischen Designer-Laufsteg und Discounter-Wühltisch spannt sich ein Bogen, der die Absurditäten der Modewelt sichtbar macht: Während in New York die Fortsetzung von „Der Teufel trägt Prada“ gedreht wird, die die Bandbreite eines ganzen Systems aufzeigt, landen hierzulande jährlich rund 1,3 Millionen Tonnen Kleidung im Altkleidercontainer. Rund 460.000 Tonnen davon gehen direkt in den Export. Laut Greenpeace hängen in deutschen Kleiderschränken etwa 5,2 Milliarden Kleidungsstücke, von denen 40% nie oder selten getragen werden. Viel zu vieles wurde kaum oder nie getragen. In diesem Spannungsfeld aus Glitzer und Wegwerfmentalität steht in Sedelsberg eine Initiative, die dem Trend entschlossen die Stirn bietet: die Kinderkleiderbörse Sedelsberg. Sie gibt Hosen, Jacken, Spielzeug und sogar Kinderwagen ein zweites – manchmal sogar erstes – Leben. Hinter dieser Bewegung stehen Silke Deutschkämer und Marina Meyer, die in den Studios von „Trude Kuh“ eloquent erklären, wie aus einer pragmatischen Idee ein lokales Nachhaltigkeitskraftwerk wurde. Das Gespräch wurde moderiert.
Vom Kindergartenprojekt zur Institution: Wie alles begann
Marina Meyer erinnert sich an das Jahr 1994. Damals war Nachhaltigkeit noch kein Alltagsbegriff, die Motivation war eine andere: Kinder wachsen schneller, als man schauen kann – und Kleidung wird rasant zu klein. Die ursprüngliche Motivation war nicht das Sparen von Ressourcen, sondern die finanzielle Entlastung. Gemeinsam mit dem Elternbeirat des Kindergartens organisierte sie die erste Kleiderbörse. Sie lief sehr gut, also folgte die nächste, und so ist es dabei geblieben. Aus dem praktischen Gedanken, Familien finanziell zu entlasten, reifte über die Jahre eine feste Anlaufstelle, die heute weit mehr ist als eine Verkaufsfläche. Längst steht die Kleiderbörse für gelebte Vernunft und für Gemeinschaft.
Heute trägt ein vierköpfiges Orga-Team die Verantwortung. Bei jeder Veranstaltung packen zusätzlich 20 bis 40 Ehrenamtliche mit an. Zweimal im Jahr wird die Börse gestemmt – ein Kraftakt, der minutiöse Vorarbeit braucht. Vom Etikett bis zur Tischausstattung ist alles durchdacht. Und weil Ausrüstung Geld kostet, behält die Kleiderbörse 15 Prozent Provision vom Verkaufserlös ein, um Neuanschaffungen und Lagerung zu finanzieren. So wurden vor einigen Jahren eigene Tische angeschafft und in einer kleinen Garage verstaut – früher musste man dafür den ganzen Tag herumfahren, um 50 bis 70 Bierzelttische vom Bürgerverein oder der Feuerwehr zusammenzuleihen.
So funktioniert die Kinderkleiderbörse Sedelsberg
Wer zu Hause aussortiert hat und Kleidung oder Spielzeug in gute Hände geben möchte, meldet sich beim Team. Die Annahmestellen werden per Plakat bekannt gegeben, dann gibt es eine Verkaufsnummer samt farblich sortierten Etiketten – bis zu 120 Stück pro Anbieter. Die Preise legen die Verkäuferinnen und Verkäufer selbst fest, die Beschriftung erfolgt zu Hause. Am Freitag vor dem Verkaufstermin werden die Sachen ins DRK-Haus gebracht, wo das Helferteam sortiert, auflegt und alles verkaufsfertig macht.
Das Sortiment geht weit über Strampler und Regenjacken hinaus. Neben Kleidung gehören Spielsachen, Fahrräder, Kinderwagen, Hochstühle und Wickelauflagen dazu – eben alles, was zur Erstausstattung zählt. Die Deckelung auf 120 Teile umfasst auch Spielwaren, schlicht weil die Kapazitäten begrenzt sind und der Platz nicht ausreicht, um noch eine dicke Halle zu füllen. Die Nachfrage nach Etiketten ist groß und steigt rasant, Wartelisten sind keine Seltenheit. Draußen vor der Tür bildet sich am Verkaufstag regelmäßig eine beachtliche Schlange von 300 bis 400 Besuchern, die auf den Einlass warten; drinnen füllen sich die Tische in präziser Ordnung – ein kleines logistisch-ehrenamtliches Wunder, das jedes Mal aufs Neue gelingt.
Nachhaltigkeit, Bewusstsein – und der Reiz des Zweiten Lebens
In Sedelsberg hat sich das Bild vom Gebrauchtkauf sichtbar gewandelt. Wo früher ein Makel vermutet wurde, ist heute Wertschätzung. Marina Meyer betont, dass es früher ein Makel war, gebrauchte Sachen zu tragen, doch dies hat sich komplett gewandelt. Viele, die finanziell problemlos neu kaufen könnten, kommen heute ganz bewusst zur Kleiderbörse: aus Nachhaltigkeitsgründen. Es geht nicht mehr nur ums Geld, sondern um ein bewussteres Umgehen mit dem Thema. Denn Kinder wachsen in Sprüngen – oft ist Kleidung kaum getragen, bevor die nächste Größe fällig wird. Silke Deutschkämer berichtet, wie schnell Kinder wachsen, manchmal sogar Größen überspringen, sodass teure Neuanschaffungen sich kaum lohnen. Wer hier klug handelt, spart nicht nur Geld, sondern schont Ressourcen. Silke Deutschkämer erzählt, wie ihre eigenen Kinder die Börsentage wie ein zweites Weihnachten erlebten – Stöbern, Entdecken, Fündigwerden. Dieser positive Blick hat sich in der Region etabliert.
Beim Preis hilft das Team, wenn gewünscht, beratend. Besonders dann, wenn ein Lieblingsstück emotional „überpreist“ wird, rät das Team, die Sachen günstig wegzugeben, wenn man sie wirklich loswerden möchte, damit andere sich darüber freuen können. Doch das System reguliert sich auch selbst: Wer wiederholt unverkäuflich bleibt, merkt, dass die Preise zu hoch angesetzt waren und korrigiert die Preisvorstellung. Wichtig ist der faire Kreislauf – und der funktioniert nur, wenn Ware zügig eine neue Familie findet.
Ehrenamt als Rückgrat – und Spenden, die vor Ort wirken
Ohne Ehrenamt geht nichts. Das betonen beide mehrfach. Marina Meyer wünscht sich, dass das Ehrenamt mehr gewürdigt wird und die Helfer dabeibleiben, da es eine „Mordsarbeit“ ist. Viele unterschätzen den Aufwand und sind nach einem Einsatz wieder verschwunden. Der Börsentag ist lang, fordernd und braucht volle Präsenz. Die Termine stehen frühzeitig fest, damit sich Helferinnen und Helfer einplanen können. Neue Hände sind willkommen – aber eine Börse trägt man nicht „mal eben nebenbei“. Das Team macht klar, dass an diesem einen Tag die Helfer den ganzen Tag gebraucht werden. Am Abend hilft dann nur noch das Sofa und die Beine hoch, scherzt Silke, da selbst Magnesiumtabletten nicht mehr helfen.
Trotz aller Kosten bleibt am Ende häufig ein Überschuss. Diese Mittel werden gespendet – und zwar bewusst im Saterland. Das Team entscheidet gemeinsam, wohin die nächste Spende geht. So schließt sich der Kreis: Aus dem Verkauf gut erhaltener Dinge erwächst ein zusätzlicher Nutzen für die Gemeinschaft.
Blick nach vorn: Grenzen, Wachstum und die richtige Größe
Eine größere Halle wäre verlockend, räumt das Team ein. Die Nachfrage ist da, die Wartelisten belegen es. Doch Wachstum hat Grenzen: Mehr Fläche bedeutet mehr Organisation, mehr Helfende, mehr Logistik. Und irgendwo ist die Kapazität am Ende. Die aktuelle Obergrenze von 120 Teilnehmenden ist ein bewusst gesetzter Rahmen, der Qualität und Machbarkeit sichert, auch weil irgendwann jeder mit seinen Kindersachen durch ist und neue Anbieter nachkommen. Der wichtigste Wunsch: dass die Kleiderbörse noch lange so weitergeht, dass Ehrenamt anerkannt wird und die Helferinnen und Helfer dabeibleiben. Der Erfolg, so sagt Marina Meyer, habe sie selbst überrascht – und gerade das macht die Sedelsberger Börse so besonders: Sie ist gewachsen, weil sie gebraucht wird und den Menschen einen festen Anker bietet.
Einladung, Überblick und Mitmachen: Deine Bühne bei „Trude Kuh“
Wir von „Trude Kuh“ haben Silke Deutschkämer und Marina Meyer mit ihrer Kinderkleiderbörse Sedelsberg ins Rampenlicht gestellt, weil ihre Mischung aus Pragmatismus, Herz und Nachhaltigkeit beispielhaft zeigt, wie eine Region zusammenrückt: Du hast gehört, wie 1994 alles begann, wie heute ein eingespieltes Orga-Team mit 20 bis 40 Ehrenamtlichen zweimal im Jahr eine ganze Logistik auf die Beine stellt, wie die Preise fair von den Verkäuferinnen und Verkäufern festgelegt werden, wie 15 Prozent Provision die Anschaffung eigener Tische oder Lagerflächen sichern, wie Wartelisten den Andrang belegen und wie Spenden ganz bewusst im Saterland bleiben. Die nächste Börse findet am 14. März statt, und das gesamte Saterland ist herzlich eingeladen. Wenn Du Deinen Verein, Deine Initiative oder Dein Unternehmen ebenfalls im TV-Studio von „Trude Kuh“ vorstellen möchtest, melde Dich bei uns – wir erreichen über 14,5 Millionen Kontakte im Monat und bieten Dir damit eine Bühne, die sowohl für Vereine als auch für Unternehmen ein echtes Sprungbrett sein kann; auf unserer Seite findest Du alles Wissenswerte über „Trude Kuh“ unter „Trude Kuh“, Einblicke in das TV-Studio von „Trude Kuh“, eine einfache Möglichkeit, Deinen Verein im Interview vorstellen zu lassen, und kompakte Infos zu unseren Werbemöglichkeiten für Unternehmen – wenn Du Reichweite suchst, eine gute Geschichte hast oder Produkte sowie Dienstleistungen aufmerksamkeitsstark platzieren willst, dann sind wir die richtige Adresse für Dich.


