Corinna Ertl vom Verein Happy Kids LIVE zugeschaltet bei „Trude Kuh“

Die Regie steht, die Kameras laufen, im TV-Studio von „Trude Kuh“ ist alles für ein besonderes Gespräch vorbereitet. Per Live-Schaltung vom Irenenhof in Klein-Bieberau bei Darmstadt sind Corinna Ertl, Gründerin und erste Vorsitzende des Vereins „Happy Kids“ sowie Uwe Jelinek, Vater der ersten kleinen „Happy Kid“, zugeschaltet. Redaktionsleiter Georg Mahn führt durch ein Gespräch, das bewegt, berührt und zum Nachdenken anregt.

Ein Verein mit Herz: Die Entstehung von Happy Kids

Corinna Ertel erzählt, wie alles begann: Mit einer persönlichen Geschichte, die unter die Haut geht. Schon seit 1998/99 arbeitet sie mit der Kinderkrebsstation in Frankfurt zusammen, organisiert Aktionen und hilft, wo sie kann. Corinna selbst ist Weltrekordhalterin und im Guinness-Buch der Rekorde verzeichnet, was ihr half, Geldspenden zu vermeiden und stattdessen Material für die Kinderkrebsstation zu organisieren. Doch der eigentliche Grundstein für Happy Kids wurde durch Eileen gelegt – Uwes Tochter, die als Pferdenärrin in einer schweren Krankheitsphase, geprägt von Knochenkrebs, einer Knieprothese, Lungenoperationen und Chemotherapien, von Corinna und ihrem todbraven Pferd Game Boy aufgefangen wurde. Aus dieser Begegnung entstand eine magische Verbindung, die nicht nur Eileen half, sondern auch den Grundstein für den Verein legte.
Happy Kids kümmert sich um Kinder und Jugendliche, die mit chronischen Krankheiten, Traumata oder psychischen und seelischen Belastungen leben, wobei letztere nach Corona vermehrt auftreten. Der Verein bietet ihnen eine Auszeit vom Alltag, einen Ort zum Durchatmen und Kraft tanken. Die Tiere auf dem Irenenhof in Klein-Bieberau, einem Ortsteil von Modautal im südhessischen Landkreis Darmstadt, sind dabei die eigentlichen „Mitarbeiter“ – sie öffnen Türen, schenken Vertrauen und zaubern ein Lächeln auf die Gesichter der Kinder. Der Hof liegt etwa 14 bis 15 Kilometer südlich von Darmstadt.

Tiere als Therapeuten: Magische Momente auf dem Irenenhof

Die tierischen Mitarbeiter von Happy Kids sind alles andere als gewöhnlich. Vom handzahmen Ziegenbock Max, der 80 Kilo wiegt und als Chef der Ziegenherde gilt, über das Usan-Schaf Mopsi, eine Handaufzucht der kleinsten Schafrasse, bis hin zur ehemaligen „100.000-Liter-Kuh“ und dem Ziegenbock Gonzo – jedes Tier hat seine eigene Geschichte und bringt sich auf ganz besondere Weise ein. Viele der Tiere stammen aus ehemaligen Nutztierhaltungen und haben selbst schwere Zeiten hinter sich. Nun schenken sie den Kindern Freude, Trost und manchmal sogar ein Stück Heilung. Corinna und Uwe berichten von bewegenden Momenten: Kinder, die nach einer Chemotherapie zum ersten Mal wieder lachen, Geschwister, die gemeinsam mit Schafen über die Wiese tollen, und Eltern, die in der Natur neue Kraft schöpfen. Der Verein betreut Kinder mit verschiedensten Krebsformen, oft auch unheilbar Kranke, die nur kurzfristig kommen. Es gab Fälle, in denen Kinder 48 Stunden nach dem Besuch verstarben. Auch traumatisierte und psychisch kranke junge Erwachsene und Jugendliche werden betreut. Die Begegnungen sind oft kurz, manchmal bleibt nur wenig Zeit – aber die Erinnerungen sind unbezahlbar. Selbst wenn ein Kind nach dem Besuch verstirbt, bleibt der Moment des Glücks, den Happy Kids schenken konnte. Der Verein bietet auch Nachbetreuung für Geschwisterkinder und Eltern an. Corinna beschreibt die Freude der Kinder als ihre Bezahlung und sich selbst als „kleinen Junkie“ dieser Momente. Wer mehr über die Unterstützungsmöglichkeiten erfahren möchte, findet auf der Seite zur „Trude Kuh“ Vereinsförderung alle Infos.

Lernen, erleben, wachsen: Der Lebenshof als Lernort

Der Irenenhof mit der „Kinder-Tier-Oase“ ist mehr als nur ein Ort der Begegnung – er ist ein Lernort Bauernhof. Hier erfahren Kinder und Jugendliche, wie Landwirtschaft funktioniert, wie Tiere leben und was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Die Auswahl an tierischen Begleitern ist groß: Mit rund 180 Tieren, von der kleinsten Wachtel, die aus einem Kellerverlies gerettet wurde, über Ziegen, Schafe, Enten, Gänse, Schweine (darunter gerettete ehemalige Zuchtsauen aus dem Norden) bis hin zu Hühnern und Kühen. Die Kinder dürfen selbst entscheiden, mit welchem Tier sie Zeit verbringen möchten – ob beim Spaziergang mit den Ziegen oder beim Füttern der Kühe auf der Sommerkoppel. Auch das Umweltbewusstsein spielt eine große Rolle. Corinna erklärt den Kindern, woher ihr Schnitzel kommt, warum artgerechte Haltung wichtig ist und wie man Obst selbst erntet. Es geht darum, die Anonymität des Supermarkts aufzubrechen und ein Bewusstsein für Natur und Tiere zu schaffen, indem vermittelt wird, dass Tiere ein Recht auf ein schönes Leben haben, auch wenn sie für die Nahrung gezüchtet werden. Die Hoftage sind dabei ein echtes Highlight.

Wünsche erfüllen und Zukunft gestalten

Happy Kids erfüllt nicht nur Herzenswünsche von Kindern, sondern bietet auch Patenschaften für die tierischen Bewohner an. Ein Beispiel für einen erfüllten Wunsch war der Besuch eines Zirkus für ein schwerkrankes Kind, das 48 Stunden später verstarb, aber noch diesen letzten Wunsch erfüllt bekam. Die Kosten für Futter, Tierarzt und Pflege sind hoch, und der Verein ist auf Spenden angewiesen, da er rein spendenfinanziert ist. Uwe und Corinna stemmen vieles aus eigener Tasche, finanzieren Ländereien, Futter und Wasser selbst, und sind beide noch berufstätig. Sie wünschen sich aber mehr Unterstützung, damit noch mehr Kinder von den Angeboten profitieren können und der finanzielle Druck sinkt. Patenschaften helfen, einen Teil dieser Kosten zu decken, auch wenn sie nicht vollständig ausreichen. Ein Beispiel für die Namensgebung eines Tieres durch eine Patenschaft ist der Ziegenbock Jens Torben, der von Uwe liebevoll J.T. genannt wird. Am Tag der offenen Tür können Besucher den Hof und seine Bewohner hautnah erleben. Es gibt Kaffee, Kuchen, selbstgemachte Nudeln von den eigenen Hühnern und Honig von einem Wanderimker. Zudem gibt es eine eigene Musik-CD, deren Text ursprünglich für Eileen geschrieben wurde. Die Arbeit von Happy Kids ist ehrenamtlich, die Bezahlung sind die strahlenden Gesichter der Kinder.

Ausblick: Wünsche und Ziele für Happy Kids

Zum Abschluss des Interviews verraten Corinna und Uwe ihre Wünsche für die Zukunft: Mehr Kinder sollen die Angebote nutzen können, der finanzielle Druck soll sinken, und vielleicht findet sich ja jemand, der die Homepage und die Social-Media-Kanäle auf Vordermann bringt. Die Leidenschaft und das Engagement der beiden sind spürbar – und es bleibt zu hoffen, dass Happy Kids noch viele weitere Kinder glücklich machen kann.
Das Interview mit Corinna Ertl und Uwe Jelinek zeigt eindrucksvoll, wie viel Herzblut und Energie in einem kleinen Verein stecken können. Wer sich engagieren möchte, findet auf der Webseite alle Möglichkeiten – und vielleicht wird ja auch der nächste große Wunsch wahr.