Markus Vähning, 1. Vorsitzender vom Verein „Helping Hands“ aus Lathen bei „Trude Kuh“

Es gibt Geschichten, die klingen nach Hoffnung. Geschichten, die davon erzählen, dass ein einzelner Karton mehr sein kann als nur Pappe – nämlich ein Stück Würde, ein Stück Sicherheit und manchmal sogar ein Stück Zukunft. Dort, wo Menschen das Nötigste fehlt und Familien nicht wissen, wie sie den nächsten Winter überstehen sollen, macht Hilfe den entscheidenden Unterschied. Hinter dieser Hilfe stehen keine anonymen Konzerne, sondern Menschen, die anpacken, sortieren und verladen. Menschen, die dafür sorgen, dass ein LKW nicht nur leerer Stahl auf Rädern ist, sondern ein rollendes Versprechen. Markus Vähning, 1. Vorsitzender vom Verein „Helping Hands“ aus Lathen war zu Gast in den Studios von „Trude Kuh“ und hat mit Redaktionsleiter Georg Mahn über die Arbeit seines Vereins gesprochen.

Von Lathen nach Osteuropa: Ein Verein, der Hoffnung transportiert

„Wir sind ein humanitärer Verein, der sich auf Osteuropa spezialisiert hat“, erklärt Markus Vähning mit einer Mischung aus Stolz und Bescheidenheit. Die Hilfe konzentriert sich auf Länder wie Rumänien, die Ukraine, Moldawien und die Slowakei. Und diese Hilfe kommt an – und zwar in gewaltigem Umfang. „Letztes Jahr konnten wir 50 Hilfstransporte auf den Weg bringen“, berichtet er. In den Ladeflächen findet sich alles, was dringend benötigt wird: Kleidung, haltbare Lebensmittel, aber auch essenzielle medizinische Güter wie Krankenhausbetten und medizinische Geräte sowie Schulmöbel für öffentliche Einrichtungen.
Die Logistik hinter einer solchen Operation ist gewaltig und wäre ohne ein starkes Netzwerk nicht zu bewältigen. Der Verein arbeitet vor Ort eng mit etablierten Partnervereinen zusammen. „Die sprechen uns an und sagen uns, was benötigt wird“, beschreibt Vähning die Koordination. So wird sichergestellt, dass die Spenden genau dort ankommen, wo der Bedarf am größten ist. Diese enge Zusammenarbeit ist das Fundament für eine effektive und zielgerichtete Hilfe. Die wachsende Not, insbesondere durch den Krieg in der Ukraine, stellt den Verein jedoch vor immer neue Herausforderungen. „Der Bedarf wird immer größer“, stellt Vähning fest. Dieses Wissen ist zugleich Ansporn und Verpflichtung. Es ist das Gefühl, gebraucht zu werden, das dem gesamten Team die Energie gibt, weiterzumachen und Projekte zu Ende zu bringen. Die Dankbarkeit der Menschen vor Ort, wenn beispielsweise Kinder nicht mehr auf dem Boden sitzen müssen, sondern an richtigen Tischen lernen können, ist der schönste Lohn für die unzähligen Stunden ehrenamtlicher Arbeit. Die professionelle Arbeit des Vereins wird auch durch die „Trude Kuh“ Vereinsförderung unterstützt, die engagierten Organisationen eine mediale Bühne bietet.

Mehr als nur Sachspenden: Ein Lager voller Herz und Engagement

Das Herz des Vereins schlägt in Lathen, in einer großen Halle, die als Lager und Packstation dient. Hier wird die unglaubliche Hilfsbereitschaft der Bevölkerung sichtbar. Von Montag bis Donnerstag und zusätzlich am Montagabend haben die Türen für Spenden geöffnet. „Es ist so, dass bei uns am Tag bis zu 30 Autos oder Leute kommen, die Sachspenden abgeben“, erzählt Markus Vähning. Angenommen wird gut erhaltene Kleidung, Geschirr, Töpfe, Pfannen und alles, was in einem Haushalt gebraucht wird. Weniger hilfreich sind hingegen Dekoartikel oder Möbel, die nur nach Absprache angenommen werden können. Ein kleines Ärgernis ist, dass manchmal auch unbrauchbare Dinge oder Müll abgegeben werden, deren Entsorgung der Verein selbst tragen muss. Doch die überwältigende Mehrheit der Spenden ist eine wertvolle Unterstützung.
Die Projekte des Vereins sind dabei so vielfältig wie der Bedarf selbst. So wurden sogar ausrangierte, aber noch fahrtüchtige Linienbusse organisiert, vollgepackt mit Hilfsgütern und für Evakuierungsmaßnahmen in die Ukraine gebracht. Ein weiteres Herzensprojekt ist die Finanzierung einer Suppenküche in Moldawiens zweitgrößter Stadt Balți, die Obdachlosen und Bedürftigen nicht nur eine warme Mahlzeit, sondern auch Dusch- und Schlafmöglichkeiten bieten wird.

Die Schuhkarton-Aktion: Wie aus 400 Paketen eine Welle der Hilfsbereitschaft wurde

Die wohl bekannteste und emotionalste Aktion des Vereins ist die jährliche Schuhkarton-Aktion zu Weihnachten. Was heute eine riesige logistische Meisterleistung ist, begann 2018 mit einer spontanen Idee während eines Besuchs in einem rumänischen Kinderheim. Auf die Frage, ob die Kinder dort Weihnachtsgeschenke bekämen, antwortete der Leiter, ein Priester, dass dies aus Spendenmitteln nicht zu finanzieren sei. Zurück in Deutschland wurde ein kurzes, amateurhaftes Handyvideo mit einem Aufruf gedreht: Man benötige 400 Pakete für die Kinder dieses Heims. „Die Resonanz war so groß, das war unglaublich“, erinnert sich Vähning lachend. Statt der erhofften 400 kamen innerhalb kürzester Zeit 18.500 Pakete zusammen. Die Hilfsbereitschaft war so enorm, dass die Polizei den Verkehr regeln musste, weil die Straßen zum Vereinsheim blockiert waren. Aus dem geplanten Transport mit einem PKW-Anhänger wurden drei große LKW.
Auch heute noch ist die Aktion ein voller Erfolg. Im letzten Jahr wurden 11.500 Schuhkartons gepackt und auf die Reise geschickt. Die Pakete werden liebevoll für Kinder oder Senioren zusammengestellt. Für die Kleinen enthalten sie Spielzeug, Süßigkeiten und Malsachen, für die älteren Menschen Kekse, löslichen Kaffee, Tee, aber auch warme Socken oder einen Schal. Wichtig sind auch Hygieneartikel wie Seife oder Zahnpasta. Jeder Karton ist ein persönliches Geschenk, ein Zeichen der Nächstenliebe, das direkt von Herzen kommt. Diese Aktion ist nicht nur eine wichtige Geste, sondern auch die finanzielle Hauptstütze des Vereins für das ganze Jahr.